Transferwirksamkeit bei Schachermayer (Teil 1) - Wie wir Transfer bei uns ins Unternehmen brachten
Im großen dreiteiligen Interview erzählt Personalleiterin Mag. Stephanie Kneifel, wie Transfermanagement gelingt und worauf es dabei ankommt. Ein authentisch - offener Bericht aus der Praxis. Erfahren Sie im ersten Teil des Interviews über das Transferplanungstool bei Schachermayer und worauf es bei der Einführung ankommt…
Transfer ist ein Thema, das jeden betrifft, der mit betrieblicher Weiterbildung zu tun hat. Du hast dich vor 3 Jahren entschieden, Transfer bei euch im Unternehmen proaktiv anzupacken - mit konkreten Interventionen, Tools und Maßnahmen. Warum? Was hat für dich den Ausschlag gegeben?
Mag. Stephanie Kneifel: Wenn ich weiß, dass die Aktivitäten in der Personalentwicklung noch nicht das bringen, was sie bringen könnten, dann bin ich es schlichtweg allen schuldig, dass wir etwas Neues versuchen. Das war mein großes Argument. Der Workshop zu den Stellhebeln der Transferwirksamkeit hat dazu beigetragen, dass klar wurde, warum wir noch nicht das Maximum aus unseren Seminaren rausbekommen und wie es anders gehen kann. Was ich dort gehört habe war praktikabel und wissenschaftlich abgesichert. Damit war klar: Hier ändern wir etwas!
Wenn ich weiß, dass wir noch nicht das Maximum aus unseren Seminaren rausholen, und weiß, wie wir es anders machen, dann bin ich schlichtweg verpflichtet dazu, es zu optimieren!
Wie wir Transfer bei Schachermayer implementiert haben
Wie konkret bist du das Thema Transfer bei dir im Unternehmen angegangen?
Mag. Stephanie Kneifel: Das Wichtigste war, einfach mal anzufangen. Dabei ging es mir zuerst gar nicht mal um die großen Dinge. Jede Erhöhung des Wirkungsgrads, jedes Prozent, das wir da steigern können, kommt zurück und rechnet sich. Um der Organisation ausreichend Zeit zu geben sich daran zu gewöhnen ist es sogar gut, das Tempo im Zaum zu halten.
Für mich war es am Anfang wichtig, nur Dinge umzusetzen, die zu 100% in meinem Einflussbereich liegen. Gerade zum Ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Und um uns und die Organisation nicht zu überfordern. Das erste was wir also gemacht haben war unser Transferplanungsfolder. Das ist ein Tool, mit dem die Teilnehmer für sich selbst strukturiert schauen können, was ihnen im Seminar wichtig war, was es ihnen gebracht hat und was sie konkret mit dem Gelernten tun können. Und das haben wir in einer beharrlichen Konsequenz ausgerollt.
Der Schachermayer Transferplanungsfolder liegt bei jedem Seminar auf. Darin halten die Teilnehmenden ihre zentralen Learnings fest und planen Schritt für Schritt, wie sie das Gelernte praktisch umsetzen. Dieser konkrete Handlungsplan steigert nachweislich den Transfererfolg (Stellhebel Transferplanung). Ein besonderes Highlight ist das „Das mach’ ich morgen“-Post It zum Abhaken.
Ihr habt also mit dem Transferplanungsfolder als erstes Transfertool gestartet, weil es dir wichtig war, dass dieser erste Schritt vollständig in eurem Handlungs- und Entscheidungsspielraum liegt?
Mag. Stephanie Kneifel: Genau. Es sollte etwas Einfaches sein, etwas Handliches, auch etwas eher Unauffälliges. Nichts Großes oder Bedrohliches, sondern vielmehr etwas, wo die Organisation sagen kann: "Aha, das haben wir jetzt". Wir haben uns bewusst mal 3 Jahre Zeit gegeben, diesen Folder in die Routine zu bringen. Meine Personalentwicklerin hat bei jeder Veranstaltung den Folder wieder erklärt, die Trainer wiederholt gebrieft und Ihnen gesagt, sie sollen Pausen vorsehen, damit die Mitarbeiter in den Folder reinschreiben können. Die Unterstützung unserer Trainer war und ist hier erfolgsentscheidend.
So ein Transferplanungsfolder ist ja schnell entwickelt. Aber es braucht wie jede Veränderung lange, dass die 1000 Stück, die wir haben machen lassen wirklich an den Schreibtischen der Mitarbeiter ankommen. Und es braucht diese kontinuierliche Beharrlichkeit zu sagen, wir gehen diesen ersten Schritt, denn wir wissen, das zahlt sich aus.
Du hast also damit gerechnet, dass es Jahre dauern wird, bis dieses Transfertool ein Selbstläufer wird. Beginnt man da zwischendurch nicht zu zweifeln und ist versucht, aufzugeben? Gerade weil es nur ein Mosaikstein im großen Transferbild ist?
Mag. Stephanie Kneifel: Klar könnte man so denken. Aber für mich war klar: das ist eine Verhaltensänderung. Und jede Verhaltensänderung braucht Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung. Es gibt viele Menschen, für die das Wort lernen bedrohlich ist oder der Begriff „umsetzen“ Magenschmerzen verursacht. Da ist es wichtig, liebevoll dranzubleiben.
Wir haben bewusst entschieden, uns den Zeitrahmen von 3 Jahren dafür zu geben aber wir wussten, dass wenn wir nach 3 Jahren vergessen den Folder aufzulegen, dann sagt garantiert jemand „Wo ist mein Folder?“. Das war unser Ziel, wir haben uns darauf eingestellt und durchgehalten. Heute kleben die Post-Its auf den Bildschirmen und die Teilnehmer bringen die ausgefüllten Folder zu den Umsetzungscafes mit. Es ist schön zu sehen, was sich dadurch alles bei den Teilnehmern verändert hat. Transfer ist wie ein Mosaikbild und der Folder ist nur ein Stein. Je mehr ich im Mosaikbild Transfer mache - je mehr wir durch die stete Wiederholung auf der kulturellen Festplatte diese Vorgehensweisen „eingravieren“, umso mehr wird Transfer ein selbstverständlicher Bestandteil im Unternehmen.
Je mehr ich Transfer in Form kleiner Tools eingraviere auf der kulturellen Festplatte, umso mehr wird es ein selbstverständlicher Bestandteil im Unternehmen
Lesen Sie nächste Woche im Teil 2 des großen Interviews – Wie Schachermayer ihre Academy Programme transfertauglich machten, was es mit dem „Umgesetzt-Stempel“ auf sich hat und ob sich der Aufwand tatsächlich lohnt…